Karlie Group GmbH: Erste Gläubigerversammlung verfehlt Quorum

Bereits in der vergangenen Woche zeichnete sich ab, dass die für den 9. Mai 2016 geplante erste Gläubigerversammlung der Unternehmensanleihe 2013/2018 der Karlie Group GmbH (WKN A1TNG9/ISIN DE000A1TNG90) in Bad Wünnenberg-Haaren nicht beschlussfähig sein würde. Das laut Schuldverschreibungsgesetz für die erste Gläubigerversammlung erforderliche Quorum von 50 Prozent der ausstehenden Anleihen war – wie fast immer – nicht zustande gekommen. Die Versammlung wurde darum bereits im Vorfeld abgesagt.

Die 2. Gläubigerversammlung der Karlie Group findet nun am 30. Mai 2016 statt

Wie zuvor wird Karlie die offizielle Einladung hierzu in den kommenden Tagen im Bundesanzeiger veröffentlichen. Bei der zweiten Versammlung wird dann eine Anwesenheit von 25 Prozent des ausstehenden Anleihenkapitals ausreichen, um über die Restrukturierungspläne abzustimmen. Von den vertretenen Stimmen müssen 75 Prozent der abstimmenden Anleihegläubiger den Restrukturierungsplänen der Geschäftsführung zustimmen.

Tagesordnungspunkte: Laufzeitverlängerung und Zinssenkung

Karlie möchte ihre am 25. Juni 2018 auslaufende Anleihe um drei Jahre verlängern. Damit würde sich die Endfälligkeit der Anleihe auf den 25. Juni 2021 verschieben. Zudem bittet Karlie um günstigere Konditionen: Die jährliche Verzinsung der Anleihe soll rückwirkend zum 25. Juni 2015 von 6,75 Prozent auf 5 Prozent heruntergesetzt werden.

Außerdem lässt Karlie darüber abstimmen, ob der Gesellschaft die Option eingeräumt werden soll, die Laufzeit der Anleihe bei Bedarf einseitig um ein weiteres Jahr (also bis zum 25. Juni 2022) verlängern zu dürfen. Zum Ausgleich sollen die Anleihegläubiger ab dem 25. Juni 2021 wieder den ursprünglichen Zinssatz von 6,75 Prozent p.a. erhalten und darüber hinaus rückwirkend für die Zeit vom 25. Juni 2015 bis zum 24. Juni 2021 eine Zinsnachzahlung von zusätzlichen 1,75 Prozent p.a., die am letzten Zinszahlungstag, also am 25. Juni 2022, fällig wird.

Krise der Karlie Group

2009 übernahm der Private-Equity-Fonds Perusa das Unternehmen als Karlie Group GmbH, welche als Holding-Gesellschaft heute die Karlie Deutschland-Gruppe, die belgische Flamingo-Gruppe (seit 2013) und das englische Unternehmen Sharples & Grant Ltd. (seit 2012) unter ihrem Dach vereint. 2013 kaufte die GmbH zudem den chinesischen Tierfutterproduzenten Best Quality auf. Derzeit arbeiten weltweit 450 Mitarbeiter in der Karlie Group.

Seit einiger Zeit befindet sich die Karlie Group aber in einer wirtschaftlichen Krise, was auch der Grund für die gewünschte Änderung der Anleihebedingungen ist. Die Vision, die 1976 unter dem Namen „Karlie Heimtierbedarf“ als Pflegesalon für Hunde und Katzen nebst Tierpension gegründete Firma nach Unternehmensfusionen bzw. -übernahmen zum führenden europäischen Tierbedarfshändler und -produzenten umzubauen, scheiterte nach eigenen Angaben an Anpassungsproblemen hinsichtlich der Prozesse und des Produktsortimentes. Ende letzten Jahres stand bereits die Insolvenz vor der Tür, weil die Banken sich z. T. weigerten, Kredite zu verlängern. Die Insolvenz ließ sich nur abwenden, weil u. a. Perusa, der selbst Anleihen der Karlie Group GmbH zum Nominalwert von 3 Millionen Euro hält, auf Forderungen gegen das Unternehmen verzichtete.

Ehrliche Bemühungen seitens Karlie, Probleme anzugehen

Anders als bei einigen anderen notleidenden Emittenten von Mittelstandsanleihen gewinnt man bei der Karlie Group aber den Eindruck, dass nicht einseitig die Anleihegläubiger das Unternehmen sanieren sollen. Tatsächlich sich bemüht das Unternehmen augenscheinlich, etwas zu verändern. 2014 wurde das Management mit dem CEO/CFO Dominik Müser und dem CRO Dr. Andreas Spiegel neu besetzt. In der Folge wurde ein umfassendes Sanierungsprogramm durchgeführt: Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr insbesondere mit der Einführung eines einheitlichen IT-Systems für die Unternehmensgruppe begonnen. Die überfällige Sortimentsharmonisierung wurde abgeschlossen und die Einführung eines Vorratslagerkonzeptes inklusive Neuordnung der Kundenbelieferung sowie die Zentralisierung wesentlicher Funktionen wie z. B. Einkauf, Disposition, Grafik und Stammdatenpflege eingeleitet. Nach eigenen Angaben der Emittentin haben die Maßnahmen auch schon zu ersten Erfolgen geführt. So heißt es in der Einladung zur Gläubigerversammlung, dass die bisherigen Bemühungen „bereits im Jahr 2015 zu einer Verbesserung des operativen Konzernergebnisses in Höhe von voraussichtlich netto EUR 7,0 Mio. geführt“ haben. Das ist trotz der noch bestehenden hohen Verluste ein beachtliches Ergebnis.

Auch Perusa als alleiniger Gesellschafter der Karlie Group GmbH hat seinen Anteil dazu beigetragen, das Unternehmen zu retten. Er hat 2014 über die Anleihe 3 Millionen Euro in das Unternehmen investiert. Vom Gesamtvolumen der ausstehenden Anleihe in Höhe von etwas mehr als 10 Millionen Euro hält er damit ein Drittel. Allerdings ist er vom Stimmrecht gemäß § 6 Abs. 1 des Schuldverschreibungsgesetzes ausgeschlossen, weil er gleichzeitig Gesellschafter der Emittentin ist. Zudem schoss Perusa 2,8 Millionen Euro Eigenkapital nach.