Manchmal kommen sie wieder: Der Grusel-Thriller German Pellets wird fortgesetzt

Gerade mal drei Monate hat die Schamfrist nach Verkündung der Masseunzulänglichkeit der German-Pellets-Gruppe für ihre Verursacher gedauert. Nun sieht es danach aus, dass die Gründerfamilie des insolventen Holzpelletproduzenten zurück im Geschäft ist. Ostsee-Zeitung und WirtschaftsWoche berichten bereits Anfang August nach gemeinsamen Recherchen zu den Plänen. Einmal mehr wird deutlich, dass bei jeder Pleite (und sei sie noch so spektakulär), doch immer etwas übrig bleibt. Aber selbstverständlich nicht für jeden. Nur für die Skrupelloseren…

Die Pelletproduktions- und Vertriebsfirma Pellex Bioenergie AG aus Hamburg, die an der Frankfurter Börse notiert ist, kündigte in ihrer Ende Juli veröffentlichten Einladung zur Hauptversammlung am 6. September an, dass sich Kathrin Wiedmer, Tochter des German-Pellets-Gründers und ehemaligen geschäftsführenden Gesellschafters der German-Pellets-Gruppe Peter Horst Leibold, nun direkt an den Woodox-Werken beteiligen werde. Laut Tagesordnung sollte die Hauptversammlung zwei Kapitalerhöhungen beschließen.

Pellex Bioenergie AG: Der Weg zurück in den Markt

Zum einen soll Wiedmer neue Mehrheitsgesellschafterin der Pellex Bioenergie AG werden, wofür Pellex 5 Millionen neue Aktien mit einem Nennwert von 1 Euro emittieren wird. Im Gegenzug überträgt Wiedmer ihre Geschäftsanteile an der Mitteldeutschen Pellet Vertrieb GmbH (MPV) mit einem Nennbetrag von 50.000 Euro mitsamt den ausschließlichen Vertriebsrechten der Woodox-Werke auf die Aktiengesellschaft. Die vorgesehene Kapitalerhöhung auf 6,433 Millionen Euro gegen Sacheinlage soll rückwirkend zum 1. Januar erfolgen. Neben dieser Sacheinlage soll zudem durch eine Bareinlage von 1,433 Millionen Euro das Grundkapital auf insgesamt 11 Millionen Euro erhöht werden.

Dadurch wird es Pellex zum zweiten ermöglicht, die Woodox-Werke zu übernehmen. Die Gesamtproduktionskapazität der drei Werke wird in der Einladung mit über 200.000 Tonnen pro Jahr angegeben. Nach Informationen der WirtschaftsWoche soll allein das Werk in Sachsen dabei für 1,8 Millionen Euro über den Tisch gehen. Diesem Plan hatten die Gläubiger der insolventen Woodox-Firmen auf ihrer Gläubigerversammlung Anfang August zugestimmt. Offen war lediglich noch, ob auch die österreichische Bank Heta, die Hauptgläubigerin ist, die Freigabe von Grundschulden bestätigen würde. Heta ist eine sogenannte „Bad Bank“ und besteht aus den Überresten der verstaatlichten Hypo Alpe-Adria-Bank. Pellex produziert die eigenen Pellets bisher im österreichischen Sachenburg.

Die Rückkehr der Leibolds

Möglich wurde die geschmeidige Rückkehr der Leibolds ins Pellet-Geschäft durch eine geschickte Vorbereitung. Kurz vor dem Zusammenbruch des komplizierten Geldkarussels des German-Pellets-Unternehmensgeflechtes wurden Vertriebsteile der Gruppe auf die am 15. Dezember 2015 gegründete MPV übertragen. Einzige Gesellschafterin und Geschäftsführerin des Unternehmens, das den Alleinvertrieb der drei mittlerweile ebenfalls insolventen Woodox-Werke Sachsen GmbH (Löbau), Sachsen-Anhalt Nord GmbH (Oranienbaum-Wörlitz) und Sachsen-Anhalt Süd GmbH (Osterfeld/Heidegrund) von der German Pellets Tochterfirma Woodox Management GmbH übernahm und fortführte, ist Kathrin Wiedmer.

Während German Pellets die Produktion wegen Ersatzteilmangels und fehlenden Nachschubs bereits einstellen musste, konnten die Woodox-Werke zunächst noch weiter produzieren. Zwar wurden sie von German Pellets betrieben, gehörten aber nicht zur Unternehmensgruppe und waren deshalb zunächst nicht von deren Insolvenz betroffen.

Alle drei Produktionsunternehmen der 2007 gegründeten Woodox-Gruppe, die wiederum zur Erneuerbare Energieträger Verwertungs- und Beteiligungsgesellschaft mbH (EEVB) mit Sitz in Wien gehören, haben am 30. März am Amtsgericht Leipzig Anträge auf Insolvenzverfahren gestellt. Die drei Verfahren wurden am 31. Mai bzw. 1. Juni eröffnet. Die EEVB unterhält Verbindungen zur privaten Stiftung Pele Holding in Wien, über welche große Teile der Anlegergelder in die USA abflossen. Dort dienten sie wiederum als Sicherheiten für Bauprojekte und Pelletlieferungen oder wurden als interne Darlehen an verbundene Unternehmen weitergereicht und sollen weit über das Jahr 2020 hinaus laufen. Begünstigte der Stiftung ist Anna Kathrin Leibold, die Ehefrau Leibolds.

Auch Peter H. Leibold mischt wieder mit

Poster_of_the_movie_Sometimes_They_Come_Back…_for_MoreDieser ist zwischenzeitlich Geschäftsführer eines Tochterunternehmens der MPV geworden, der am 6. April 2016 gegründeten US Wood Service GmbH mit Sitz in Leipzig – und einem Büro in Wismar. Nach Informationen des Norddeutschen Rundfunks, Radio Mecklenburg-Vorpommern, habe Leibold sogar versucht, Kunden der Nachfolgefirma des German-Pellets-Werkes Wismar abzuwerben. Ihm sei deshalb dort Hausverbot erteilt worden. Die im Februar 2016 gegen ihn begonnenen Ermittlungen der Rostocker Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung, Veruntreuung und Unterschlagung laufen unterdessen weiter.