Erneuter Kurssturz der Rickmers-Anleihe – die Verunsicherung nimmt zu
Und wieder ein Moment des Schockes für Anleihegläubiger der Rickmers Holding AG: Gestern stürzte der Kurs der Anleihe auf zeitweise 16 Prozent. Zwar erholte er sich auch zügig wieder und notiert heute bei rund 25 Prozent. Trotzdem macht sich Verwirrung breit. Die schlechten Nachrichten (miese Halbjahreszahlen und ein CCC-Rating mit negativem Ausblick) sind doch eigentlich schon seit vier Wochen bekannt, ohne dass die Börse derart heftig reagiert hätte.
Warum dann jetzt dieser plötzliche Kurssturz?
Der Auslöser war eine beunruhigende Meldung der in Singapur börsennotierten Tochtergesellschaft Rickmers Maritime.
Wie berichtet, ist auch Rickmers Maritime zur Restrukturierung der Verbindlichkeiten gezwungen. Den Anleihegläubigern wurde nun vorgeschlagen, die 2017 fällige Anleihe mit einem Nominalwert von 100 Millionen Singapur-Dollar (rund 75 Millionen US-Dollar) in Wandelanleihen umzuwandeln. Diese sollen eine endlose Laufzeit und einen Nominalwert von dann nur noch 28 Millionen Singapur-Dollar haben. Aus den Anleihegläubigern sollen also Aktionäre werden. Die Umwandlungsquote soll ihnen einen Anteil von 20 Prozent an Rickmers Maritime sichern. Der Marktwert der neuen Wandelanleihe soll ca. 40 Millionen Singapur-Dollar betragen. Unter dem Strich wird erwartet, dass die Anleihegläubiger damit einen Kapitalschnitt mit einer Quote von 28 Prozent akzeptieren. Das entspräche einem Verlust von mindestens 60 Prozent.
Im Gegenzug will das Banken-Syndikat (unter Führung der HSH Nordbank AG) vorerst stillhalten. Es gäbe eine grundsätzliche Einigung, die sämtliche Darlehensverbindlichkeiten über 260 Millionen US-Dollar neu ordnen und bis 2021 verlängern würde. Damit würde dem Trust Zeit verschafft werden, um auf die erhoffte Markterholung zu warten. Ob sich aber ein avisierter Marktwert von 40 Millionen auch tatsächlich entwickeln kann, scheint wohl eher Wunschdenken des Managements zu sein. Angesichts der anhaltend schwierigen Marktsituation der Schifffahrtsbranche darf gezweifelt werden. Zuletzt machte in der vergangenen Woche die Insolvenz der südkoreanischen Linienreederei Hanjin Shipping Co Ltd Schlagzeilen. Auch die Rickmers-Gruppe hat an Hanjin Schiffe verchartert und veranlasste am 29. August die Arrestierung der 3.700 TEU “Hanjin Rome” im Singapurer Hafen.
Das alles lässt nichts Gutes für die Rickmers-Anleihe erwarten:
Auch hier sollten Gläubiger mit einem ähnlichen Deal wie bei der Anleihe des Singapur-Trusts rechnen. Analog zur Anleihe der Rickmers Maritime wäre ein Restrukturierungsangebot mit einer Aufstockung der Anleihe und einer Laufzeitverlängerung plus Zinssenkung (auf 2,5 Prozent?) denkbar, sofern sie durch Schiffe besichert würde. Und in Kombination mit einer Wandlung in Aktien würde man zusätzlich die Partizipation an der erwarteten Erholung des Marktes in den Topf werfen. Aber: Will man das als Anleihegläubiger?
Höchst problematisch ist derzeit vor allem die unsichere Aura, die über der Anleihe zu hängen scheint. Das extrem langsame Agieren der Hamburger Reeder und die immer stärker durchscheinende offensichtliche Gleichgültigkeit gegenüber den Anleihegläubigern verspielt das Vertrauen der Anleger. Und das schlägt sich in den Börsenkursen nieder.