Sportbekleidungshersteller Sympatex lässt Anleger im Regen stehen – Verdacht der Marktmanipulation

Es schien eine Erfolgsstory zu sein, als der Hersteller von Funktionsbekleidung im Jahr 2013 Anleihen platzierte. Zunächst erhielten die Anleger auch pünktlich ihre Zinsen – bis im Jahr 2017 die Blase platzte. Bis auf 70 Millionen Euro waren die Verlustvorträge angewachsen. Also beschlossen die Sympatex-Eigner, die Reißleine zu ziehen. Bis dahin gehörte die Firma indirekt über Zwischengesellschaften dem Münchener Unternehmensberater Stephan Goetz und seinem Partner Stefan Sanktjohanser. Im August 2017 übergaben die Partner nun ihre Anteile – unbemerkt von Kleinanlegern – einer Treuhandgesellschaft der Wirtschafts- und Steuerkanzlei Noerr.

Was folgte, war ein veritabler Schock für die Anleihegläubiger: Die Sympatex Holding, inzwischen in Smart Solutions GmbH umbenannt, stecke in der Misere. Die Gläubiger sollten einer Abfindung zustimmen und nur zehn Prozent des eingezahlten Geldes ausgezahlt bekommen. Stattdessen sollte ein Investor (Jargon der Hintermänner: „Weißer Ritter“) den fälligen Betrag zahlen. Sogar von der drohenden Insolvenz war die Rede. Daraufhin stürzte der Anleihekurs deutlich ab.

Anfang September desselben Jahres fand die erste Gläubigerversammlung statt, war allerdings aufgrund der geringen Teilnehmerzahl nicht beschlussfähig.
Am 01. Dezember 2017 fand in München also die zweite Gläubigerversammlung statt – mit einer faustdicken Überraschung für die Anleihegläubiger. Ein Vermögensverwalter der Wertpapierhandelsbank Schnigge sowie der Junius Grundstücksgesellschaft aus Reinbek hielt mit einem Gesamt-Anleihebestand von 5,5 Millionen Euro die Mehrheit des Anleihekapitals und somit die Entscheidungshoheit in der Hand. Alle anderen Anleihegläubiger wurden also weitestgehend entrechtet. Zur Erklärung: Zuvor hatte die Wertpapierhandelsbank Schnigge allen Anlegern 16,5 Prozent des Nennwerts für ihre Papiere geboten – ein Angebot, welches einige Anleger ob der Drohkulisse Insolvenz annahmen.

Phönix aus der Asche

Unmittelbar nach diesen Geschehnissen begann der Wiederaufstieg der vermeintlich todgeweihten Firma Sympatex. Nicht einmal zwei Wochen nach der schicksalsträchtigen Gläubigerversammlung, auf der die Anleihegläubiger enteignet wurden, verkündete Sympatex wesentliche neue Produktpartnerschaften. Darunter waren angesehene Winter- Sport- und Outdoor-Marken wie „Chiemsee“, „Rossignol“ und „Billabong“. Der Startschuss für ein Millionengeschäft, das die vor dem Hintergrund einer vermeintlich drohenden Insolvenz einberufenen Gläubigerversammlungen wie eine Farce aussehen lässt.
Im Januar des Jahres 2018 folgte dann die nächste Überraschung: Sympatex gab bekannt, dass die Hamburger Versandhandelsfamilie Otto das Unternehmen übernommen habe. Ausgeschlossen, dass bei einem Unternehmen dieser Größe ein Übernahmedeal innerhalb von nur anderthalb Monaten zustande kommt – die Geschäftsführung muss also auch dies bewusst verschwiegen haben.

Bei der ominösen Junius Grundstücksgesellschaft mbH wurde eine Verbindung zur Otto-Familie festgestellt. So hat die Versandhändlerfamilie die Übernahme mithilfe eines Strohmannkäufers von langer Hand vorbereitet und zuvor die Anleihegläubiger für eine sehr geringe Abfindung aus ihren Rechten herausgedrängt. Dies ist jedenfalls das Ermittlungsergebnis, auf dessen Grundlage Schirp & Partner die Vertretung der Anleger energisch vorabtreiben.
Auch verwandtschaftliche Verhältnisse spielten dabei eine Rolle. So ist Dr. Stephan Goetz der Ehemann von Ingvild Eva Regina Goetz, der älteren Schwester von Michael Otto. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt?

Wie man hört, ist ein Verfahren gegen einige der Beteiligten wegen des Verdachtes der strafbaren Marktmanipulation bei der BaFin anhängig. Auch Zivilprozesse laufen. Es bleibt spannend!

Für weitere Informationen steht zur Verfügung:

Dr. Wolfgang Schirp, Partner der Kanzlei Schirp & Partner Rechtsanwälte mbB, Leipziger Platz 9, 10117 Berlin, Tel. 030-3276170, mail: schirp@schirp.com URL: www.schirp.com und www.achtunganleihe.de