Wirtschaftskrimi German Pellets: Rechtsanwälte Schirp Neusel & Partner planen Sammelklage gegen Leibold

Vor dem Erwerb einer Anleihe ist es sicherlich sinnvoll zu fragen, was mit dem eingeworbenen Kapital geschehen soll. Das sollte im Prospekt stehen.

Schaut man sich die Prospekte der letzten Emissionen der German Pellets GmbH an, so werden die Erhöhung der Produktionskapazität der German-Pellets-Gruppe in den USA, Finanzierung von Wachstum, Ausweitung des Geschäfts (Anleihe 2014/19) und die Rückführung der Anleihe 2011/16 (Genussschein 2015) als Verwendungszweck genannt.

Wer ist die German-Pellets-Gruppe?

Das Geld geht also an die German Pellets Gruppe, die damit ihr Geschäft erweitert und Schulden bezahlt. Von dieser German-Pellets-Gruppe liest man in den Prospekten, in den Berichten der Emittentin, in Jahresabschlüssen usw. Schaut man sich das Ganze etwas genauer an, findet man erst mal ein wohlgeordnetes Konstrukt aus verschiedensten Kapitalgesellschaften, zusammengesucht in mehreren Rechtsordnungen sowie einer Stiftung.

Da ist zunächst die German Pellets GmbH mit ihren Töchtern, um die 30 Gesellschaften in Deutschland und insbesondere den USA (und wer weiß, ob wir sie alle kennen). Hier wird das Geld der Anleger eingesammelt. Daneben gibt es die Pele Privatstiftung mit ihren Tochtergesellschaften und deren Tochtergesellschaften. Einer dieser Gesellschaften gehören insbesondere die Werke in Woodwill (Texas) und Urania (Louisiana). Zwischen diesen beiden Gesellschaftsgruppen gibt es keine eigentumsrechtliche Verbindung. Die beiden Komplexe sind selbstständig. Die Stiftung ist völlig autonom in ihrem Bereich, genauso wie die German Pellets GmbH.

Eine Stiftung gehört niemandem, außer sich selbst – fast wie ein Mensch. Sie hat sogar Unterhaltspflichten, nämlich gegenüber ihren Destinatären. So nennt man Personen, die von einer Stiftung Unterhalt, Apanage, Zuschuss, Wäschegeld, wie auch immer man es nennt, bekommen. In diesem Fall ist Destinatärin Anna Leibold, der auch 40 % der German Pellets GmbH gehören.

Die German-Pellets-Gruppe besteht also aus zwei Gruppen von Gesellschaften. Innerhalb dieser beiden Gruppen sind die Gesellschaften verbunden. Die beiden Gruppen miteinander aber sind es nicht. Die German-Pellets-Gruppe um die GmbH ist diejenige, die das Geld der Anleihegläubiger eingeworben hat. Der Stiftungskomplex ist eine abgeschottete, völlig selbstständige Einheit, die die Werke in den Südstaaten der USA betreibt. Innerhalb dieses abgeschotteten Kreises wurde ungefähr die Hälfte der Jahresproduktion der German-Pellets-Gruppe erzeugt.

Verbindungen bestehen aber durch eine Vielzahl von Verträgen. Die für unsere Fragestellung – was geschieht mit meinem Geld? – wichtigste Verbindung sind die Darlehensverträge, welche die German Pellets GmbH an den Stiftungskomplex ausgereicht hat. Es geht um ca. 150 Mio. US-Dollar.

150 Millionen US-Dollar wurden, ohne dass Sicherheiten gestellt worden wären, an eine selbstständig operierende Gruppe von Gesellschaften ausgegeben. Die hat das Geld verwendet, um in Texas und Louisiana Pellets zu produzieren. Dieser Stiftungskomplex ist im Grunde eine Konkurrenz zur German Pellets GmbH.

Konnte man das im Prospekt nachlesen?

Im Prospekt der Anleihe 2014/19 steht zum Beispiel:

„Das Werk in Woodville (Texas) hat im ersten Halbjahr 2014 in der Anlaufphase einen leicht negativen Beitrag zum EBITDA der German Pellets-Gruppe geleistet, welcher sich nach Einschätzung der Emittenten auf das Gesamtjahr bezogen […]. In Urania (Louisiana) wurden die in 2013 begonnenen Arbeiten zum Bau des zweiten von German Pellets errichteten und zu betreibenden US-Werkes fortgeführt. Gegenwärtig werden die Maschinen- und Anlagenteile montiert. Das Werk soll bis Jahresende 2014 in Betrieb gehen“.

Kann man daraus lesen, dass diese Werke fremden Unternehmen gehören, die nichts mit der German Pellets GmbH zu tun haben?

Im Prospekt der Anleihe 2013/18 findet sich eine Grafik der German-Pellets-Gruppe. (Die Grafik findet man auch im Prospekt der Genussrechte 2015.) Oben die German Pellets GmbH, darunter hängen schön ordentlich ca. 15 Untergesellschaften. Darunter mehrere Holding-Unternehmen in den USA. Da hat man kein Störgefühl, wenn es heißt, die Gruppe mache dort Geschäfte.

Auf Seite 60f steht:

„Sie [die German Pellets-Gruppe, d.A.] produziert diese in Werken an 19 Standorten in Deutschland und Österreich sowie den USA, die teilweise eigene Werke sind und teilweise von der German Pellets-Gruppe betrieben werden.“

Dann eine Liste von ca. 15 Orten, darunter auch Orte in den USA. Das könnte man vielleicht so lesen, dass nicht alles, was German-Pellets-Gruppe genannt wird, auch der German Pellets GmbH gehört.

Wenn man jetzt oben noch mal nachschaut, wie die Verwendung der Gelder dargestellt wurde – Finanzierung von Wachstum, Ausweitung des Geschäfts, Erhöhung der Produktionskapazitäten etc. – dann hätte man wohl nicht gedacht, dass sich in der Mitte des German-Pellets-Gruppe ein schwarzes Loch öffnet, in das die Gelder der Anleiheinvestoren geschüttet wurden. 150 Mio. US-Dollar direkt in den Herrschaftsbereich der Stiftung. Wer ist die wahre German-Pellets-Gruppe? Die, die das Geld hat, (also der Stiftungskomplex) oder die, die es haben sollte, also die Gruppe um die German Pellets GmbH?

Wirtschaftskrimi…

Das Geld ist weg. Wenn man die sorgfältig angelegte Struktur sieht, kann man auch nicht glauben, dass dahinter kein Masterplan gesteckt haben soll. Das ist Stoff für einen Wirtschaftskrimi – oder für eine Schadenersatzklage.

Die Anleihe 2014/19 und die Genussrechte 2015 betreffend gibt es noch einen weiteren Aspekt: den der Nähe zum Insolvenzantrag. Bis Ende 2015 wurden die Genussrechte vertrieben. Damit sollte die Anleihe 2011/16 bedient werden, die im März 2016 fällig wurde. Dabei wählte man bereits zu diesem Zeitpunkt eine Refinanzierung, die als Eigenkapital bilanziert werden kann. Dieser Bilanztrick verhinderte die Überschuldung und verschaffte Zeit –natürlich auf Kosten der Anleger und die wurden sorgfältig desinformiert. Der Zwischenbericht zum 30. September 2015 fabuliert noch von 10 % Umsatzwachstum. Im November 2015 senkt Creditreform das Rating der GmbH auf BB-, das Eigenkapital soll bei ca. 8 % liegen. Grund für die Herabstufung ist die ungeklärte Frage, woher das Geld für die fällige Anleihe 2011/16 kommen soll. Im Februar 2016 folgte dann der Insolvenzantrag.

Wie blau können Augen sein? Die zuständige Staatsanwaltschaft jedenfalls ermittelt gegen Peter Leibold persönlich. Insolvenzverschleppung, Kapitalanlagebetrug, Untreue sind die Delikte, die hier sicherlich geprüft werden müssen.

…oder Schadenersatzklage?

Das sind die schlechten Nachrichten. Wenn aber die kriminelle Energie eines Anleiheemittenten ein gewisses Niveau übersteigt, ist das auch schon wieder eine gute Nachricht, denn dann kriegen wir ihn persönlich. Irgendwann nutzt der ganze Schutzwall aus GmbHs, LLCs usw. nichts mehr.

Schirp Neusel & Partner prüfen Sammelklage

Rechtsanwälte Schirp Neusel & Partner prüfen die Möglichkeiten einer Schadenersatzklage in Form einer Sammelklage gegen die Verantwortlichen der German-Pellets-Gruppe persönlich. Anleger der Anleihe 2014/2019 und des Genussrechts 2015 können sich unverbindlich registrieren lassen. Registrierte Gläubiger werden nach Abschluss der Prüfungen über die Möglichkeiten einer Schadenersatzklage informiert.

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Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Schirp
Schirp Neusel & Partner Rechtsanwälte mbB
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